Heute Abend (Montag 21.10.) 18 Uhr wird mal wieder Geschichte in Biberach geschrieben, im Gemeinderat: Es wird öffentlich diskutiert (und die Biberacher dürfen – wenn sie wollen – sogar zuhören) wie der Gemeinderat zur Neugestaltung des Hepp Areals steht. Dort soll, so berichtet die SchwäZ, ein achtstöckiges Wohngebäude entstehen.
Ganz im Sinne von der Edelmeile im Altstadtkreisel Zeppelinring – Bismarckring sollen auf dem Gelände des ehemaligen Fiat-Autohändlers viele neue Wohnungen entstehen. Das klingt im ersten Moment vielversprechend…
Leider gibt es da einen Wermutstropfen. Rückblende: 1995 hat die Bundesregierung, genauer das Innenministerium, zusammen mit der ZDF Logo Redaktion Jugendliche aufgefordert selbst Filme „Gegen das Vergessen“ zu drehen. Ein Film zu diesem Thema wurde auch in Biberach von den (damaligen) Schülerinnen Tamara Gürsching und Valérie Lasserre gedreht. Dieser Film ist weiterhin im Biberacher Museum vorrätig.
Der Film von Tamara Gürsching und Valérie Lasserre wurde 1995 mit dem deutschen Jugendfilmpreis ausgezeichnet und befasst sich mit der Flucht von politisch und religiös Verfolgten während des Nazi Regimes bis 1945. Eigentlich ein Biberacher Ruhmesblatt, denn auf dem Hepp Areal befand sich ein Unterschlupf für Flüchtlinge. Dort übernachteten sie heimlich in einem Versteck bevor sie vom Viehmarktplatz mit Lebensmitteltransportern nach Österreich und dann die Schweiz flüchteten.
Inhalt:
1933. Politisch Verfolgte müssen aus Deutschland fliehen. Flüchtlinge aus Ulm und Göppingen werden über Biberach nach Österreich geschleust. Josef Mader ist ein Glied in einer Kette von Fluchthelfern. Die Gestapo setzt alles daran, die Feinde des Nazi-Regimes vor der Grenze zu verhaften. Doch die Spur reißt immer in Biberach ab. Josef Maders Sohn Willy sagt im Rückblick: „Mein Vater hat immer ‚was riskiert‘. – Zuviel?“
Jurybegründung:
Valerie Lasserre und Tamara Gürsching erschließen mit ihrem Dokumentarvideo die Geschichte des Faschismus und des Widerstands gegen den Nationalsozialismus am Beispiel eines Einzelschicksals aus ihrer nächsten Umgebung. Mit ihrem Zeitzeugen gelingt es ihnen, Details, Taktiken und Erfahrungen des Widerstands zu rekonstruieren. Gekonnt setzen sie didaktische Präsentationsformen ein. Mit ihrer engagierten und akribisch genauen Arbeit gelingt es ihnen, beim Zuschauer Interesse für die historischen Ereignisse zu wecken und so vor dem Vergessen zu bewahren.
Mit dem Abriss der hinteren Hepp – Bebauung an der Mondstrasse, neben dem ehemaligen Künstleratelier von Pavle Bitrovic, wird auch das ehemalige Versteck entsorgt.
Nun ja mit der Vergangenheit hat man es nicht immer so, im Athen an der Riss. BTW. Der Song am Ende des Filmes ist von Hans Martin Buff (H.M.Buff ehedem Cheftoningenieur von Prince, „Pain“ von Nickles for your pitty“.)
Sind unsere Gemeinderäte so gebildet, dass sie diese Geschichte und Begebenheiten kennen?
Ich befürchte: NEIN
Das ist leider zu befürchten, deshalb auch heute dieser Beitrag. Am Besten den Gemeinderäten des Vertrauens im Lauf des Tages einen Link auf diese Seite schicken.
ist angekommen, danke für den Hinweis
„Sind unsere Gemeinderäte so gebildet…“. Und auch interessiert an solchen Themen? Nur ein paar Meter entfernt steht das Pestalozzihaus, darüber spricht heute auch niemand mehr.
Genau, das Pestalozzi Haus, gebaut bzw ergänzt von den Nazis mit Veranstaltungs Saal und in der Zeit nsdap Kreisverwaltung, das gilt es unbedingt zu erhalten und zu einem Haus der Demokratie zu machen.
Konzepte dazu gibt es, und am Geld kann es fürwahr nicht mangeln.