Nun ist es also auch bei den Filmfestspielen angekommen, das Konzept „Biberach kann es sich halt leisten!“. Why not. Hab Geld und sprich einfach drüber. Bislang eher undenkbar, dass es gemeine (also gewöhnliche) Filmfestbesucher gab und gibt und Edel-Filmfestbesucher. Okay, ein wichtiges Statement war ehedem, es ist ein „Publikumsfestival“ mit Filmemachern zum „Anfassen“. Seit Ende letzten Jahres ist die Organisation durch die Stadtverwaltung mehr in den Vordergrund gerückt, das Filmfestbüro im ersten Kinostock über dem Peach Pit wird nicht mehr genutzt, stattdessen ist die Organisation in die Theaterstraße gewandert. Ob und inwieweit hier nun wirklich gespart wurde und wird, muss sich noch zeigen. In der Geschichte der Menschheit wurde bereits mehrfach sehr erfolgreich das Rad wieder neu erfunden, das bestätigt auch Hobbyarchäologin Amelie Pachulke.
Nun gibt es im Kino also zu den Filmfestspielen auch eine Luxusloge. Standardkarte 10 Euro, Luxusloge 15 Euro. Jau, das ist schon eine Nummer. Die Kinos wurden massiv aufgerüstet, das steht außer Frage. Im Cineplex gibt es nun auch diese Erdbebenstühle, die hübsch mitvibrieren oder schütteln und die Luxusloge bietet ganz offensichtlich extra Beinfreiheit. Standardmäßig ist das im Kino nun so gestaffelt, dass es laut Plan ab 6 Euro Plätze gibt. Bei den Filmfestspielen kosten diese 6 Euro Plätze direkt an der Leinwand aber auch 10 Euro. Das war nun eigentlich schon immer so die letzten Jahre. Alle für ein Festival, ein Festival für alle, ruft da das Filmemacher Musketier. Häufig mussten und durften die Filmemacher da vorne ihren Film begleiten. Insofern, klar da gab es also die Filmemacher und das Publikum. Auch eine Art zwei Klassengesellschaft.
Jetzt gibt es die Luxusloge für immerhin 50% Aufschlag. So richtig der Burner scheint es bislang nicht, denn zumindest online gib es da schon noch einige Plätze. Nicht ganz klar ist, ob die Sitze extrem überzeugend mit Plüsch und Massagefunktion ausgestattet sind, oder Vorteile bieten – jenseits der Beinfreiheit – die im Falle des Filmfestes so beeindrucken, dass das Loch in der Geldbörse übertüncht wird. Denn die Standardvorteile der Sitzplatzierung, wie die „Rüttel deinen Speck“ Funktion oder Dolby Atmos – 10 Tonkanäle, über, hinter und neben dir – die diese Luxusloge versprechen könnte sind beim Filmfest in der Regel nicht relevant: Kaum einer der Filme bietet Bewegungssteuerungsspuren oder 10 Audiokanäle, das bieten meist nur wirkliche Großproduktionen, von denen hier nicht wirklich im Programm was zu finden ist. Oder hast du Amelie, einen dieser Marvel Filme hier gefunden? Amelie schüttelt ihren Speck und wiegelt ab.
Dass es diese Sitze im Kino neuerdings gibt, keine Frage, das hat was und auch seine Berechtigung. Dass das aber bei den Filmfestspielen zu einer Preistreppe führt – muss das sein? Zumindest für Spätentscheider mit etwas mehr Geld ist es möglicherweise eine Option auch noch auf den letzten Drücker eine Kinokarte zu erkaufen. Kennt man ja schon von Rock, Pop und Schlagerkonzerten: Haste genug Knete kommste vielleicht auch noch rein…
Wird in der Luxusloge die Biberbohne serviert?
Liebe(r) Geige Amelie Pachulke hält das für unwahrscheinlich. Hält es aber für möglich, dass im Preis eine Art Escortdienst zum Sitz- und Entspannungsplatz enthalten ist. Sozusagen zur Einstimmung.
OHHH und gerade höre ich dass das Konzept für das kommende Jahr nun auch Picknickkörbe vorsieht. Die können wenige Wocvhen vor den Filmfestspielen im Rathaus bestellt werden. Enthalten ist – sorry sind – zwei Glückskekse, mit Themensprüchen zu aktuellen Strassennamen, eine viertel Seele für drei Personen und ein kleiner Piccolo (0,05) – Klingt vielversprechend!