Heute: 19. Apr., 2025

Raubritter Polizei: Ein Bärendienst für die Reputation. – Update: Leserkommentar

Blitzer in Hannover - Foto: Raboe - Wikipedia
Blitzer in Hannover - Foto: Raboe - Wikipedia
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vor 4 Monaten

Vergangene Woche hat die Schwäbische Zeitung den Artikel „450 Raser auf B30 gestoppt“ veröffentlicht. Hier zum Nachlesen —> klick . Ein Großteil des Artikels ist zumindest inhaltlich dem Originaltext der Polizeipressemitteilung entnommen. —> Hier (Artikel Bild: Ra Boe Wikipedia)

Weberberg Leser Hanno Wolfram schreibt uns dazu:

Diese Radarfalle war wirklich eine Falle. Von einschlägigen Warnungen geschützt, war der Schreiber auch vor Ort. Ein einziges 50km/h Schild auf freier, gerader und 2-spuriger Strecke, der Straßendienst mehrere 100 m entfernt, praktisch noch nicht zu sehen. Nur wenige Meter hinter dem Schild die Messanlage! So „nebenbei“ enthält die Meldung auch, dass 89 Menschen die Fahrerlaubnis verlieren werden. Bei LKW-Fahrern führt dies gleich noch zum Jobverlust!

450 „Raser“ auf B30 gestoppt ist schlimm, aber für zwei Mittagsstunden eine ungeheuerliche Zahl. Dass die Polizei solche(!) Kontrollen auch noch für richtig hält, schadet ihrer Reputation erheblich.
Für jemanden, der kurz nach links oder auf den Tacho geschaut hat, war es das: Existenz bedroht. Im Messergebnis waren 60%(!) aller Fahrer „Raser.“ Da läuft was falsch! Es ist nur zu hoffen, dass jeder einzelne einen guten Anwalt findet, der ein Rezept gegen die Bestrafung eines heimtückisch ausgenutzten Augenblicksversagens bei möglicherweise rechtswidriger Beschilderung findet.

Wir haben inzwischen eine absolute „Radar-Unkultur“ entwickelt.
In Baden-Württemberg leben nur 13% der deutschen Bevölkerung, stehen aber 29% aller Blitzer Deutschlands. 1615 stationäre Blitzer in BW sind etwa 10-mal so viele wie im Law & Order-Bayern. Es gibt bei uns aber weder weniger Straßenlärm noch weniger Unfälle. Nur mehr Kontrollen, auch solche heimtückischen. Das Argument „Verkehrssicherheit“ entpuppt sich indes als Quatsch.

7 Comments

  1. Angesichts der Überschrift : „RAUBRITTER POLIZEI“ muss ich meine Klappe aufreissen und fragen was denn das Gezeter über die Strassenverkehrsordnung soll? Warum gibt es sowas überhaupt?. Antwort: Wenn es das nicht gäbe würde der Verkehr bei uns so ablaufen wie in Neu Delhi. Will das irgendjemand? Regeln und Gesetze und Bürokratie gibt es in unserem Land nur deswegen weil es eine Menge von Vollpfosten gibt, die ernsthaft denken sie könnten nach ihren eigenen Regeln leben weil sie die Regeln der Gesellschaft blöd für sich finden. Für solche Knallcharchen hab ich nur den den Rat : Kauf Dir eine Insel da kannst Du machen was Du willst!
    Wo liegt das Problem sich an die Regeln zu halten die es in einer demokratischen Gesellschaft gibt? Glaubt wirklich jemand ernsthaft dass die Beamten auf den Behörden, die solche Verkehrsregelungen wie Geschwindigkeitskontrollen an Baustellen entscheiden müssen, sich zusammensetzen und darüber diskutieren wie man am meisten Bußgelder abgreifen kann?? Die Beamten haben selber nur einen kleinen Spielraum um zu agieren weil wir ja nicht in einer Autokratie leben sondern in einer DEMOKRATIE. Diese Beamten stehen oft unter enormem Druck: Machen sie zu strenge Regeln meckern alle, machen sie zu lasche Regeln und es passiert was, werden sie an den Pranger gestellt.
    DIE LÖSUNG: Haltet Euch alle an die Verkehrsregeln und Ihr werdet nix zahlen müssen und keiner wird seinen Job verlieren! Friede sei mit Euch.

  2. Danke Jackomo! Bester Kommentar ever!! Vielleicht sollte Herr Wolfram eine Biberacher Sektion der Autofahrerpartei gründen und den beliebten Spruch „freie Fahrt für freie Bürger“ an den Marktbrunnen sprühen. Oder sich einfach an die Strassenverkehrsregeln halten, dann muss sich niemand aufregen. Allseits gute Fahrt im neuen Jahr!

    • Ich glaube nicht dass „DIE“ Deutschen „DIE“ Bürokratie brauchen weil alle so knitzlige Spiesser sind die alles blockieren wollen. Bürokratie , also Vorschriften, Regeln und Formalitäten gibt es in anderen Ländern auch. Aber da gibt es eine praktische Alternative für den Alltag und die heisst Korruption! Das wiederum ist in Deutschland etwas schwieriger weil es eben Bürokratie auch gibt. In manchen Bereichen ist sie notwendig um z.B Steuerhinterziehung, Schlamperei am Bau, Profitmaximierung in der Pharmaindustrie, Täuschung in der Lebensmittelbranche und sonstige Betrügereien einzuschränken, aber vieles könnte auch weg das ist richtig.
      Und wieder haben wir gelernt daß „Bürokratie“ im Laufe der Zeit entstanden ist weil sich Drecksäcke an der Allgemeinheit bereichern wollen.
      Daß zum Beispiel eine Stromleitung von Windparks an der Nordsee in den Süden gebaut werden muss und viele Jahre dauert liegt nicht an der Bürokratie sondern an Bürgerrechten und Naturschutz. So kann jede Gemeinde an der Leitungstrasse Einspruch erheben weil der seltene Ringelschwanz-Krummpfoten-Maulwurf geschützt werden muss. Die Bearbeitung eines solchen Einspruchs kann Jahre dauern. Da müsste man abwägen und Prioritäten setzen. Z.B. Was ist wichtiger? Der Klimaschutz oder der Maulwurf, den man z.B auch mit hohen Kosten ein paar Meter weiter links der Trasse ansiedeln könnte…..

      Mich würde jetzt vom Weberbergleser Hanno interessieren welche „Bürokratie“ genau er schnell und vor allem wie abschaffen will….. Viel Spaß.

      • Nachdem Jackomo selbst ja bereits eine erhebliche Anzahl an unnötiger Bürokratie genannt und den Bedarf offensichtlich erkannt hat, s.a. dass Zitat „aber vieles könnte auch weg das ist richtig.“ wird es auch sehr einfach für ihn sein, weitere Beispiele zu finden.

        Folgende Denkhilfe sei geliefert: In Deutschland gibt es 24.000 Richter, in den USA 25.000. Zur Erinnerung: die USA sind etwa größer mit etwa 4-mal so vielen Einwohnern wie bei uns.

        Vielleicht können oder sollten wir uns ja mal persönlich austauschen?

  3. Die Annahmen zum rechtsfreien Raum gehören in die Rubrik „Thema verfehlt“.
    Fallen dieser Art „Fallenstellerei“ (verneibntlich auf Basis geltender Gesetze) werden viele Anwälte und Gerichte beschäftigen. Dabei wird es z.B. um die rechtswidrige Art der Beschilderung gehen. Die Anzahl zu verfassender Schriftsätze wird Legion sein, falls die Polizei sich entscheidet, die Radar-Fotos tatsächlich zu verwenden.

    Memento: Dem Biberacher Ordnungsamt sind letztes(?) Jahr über 100.000 Euro Bußgelder wegen eines falsch gestellten Schildes an einem Wochenende „durch die Lappen gegangen.“
    Penible bürokratische Vorschriften, Begrifflichkeiten und Auslegungen müssen formuliert und inhaltsgemäß beachtet und umgesetzt werden. Sinnvoll oder nicht. Wie viele der 750 Biberacher Verwaltungsangestellten oder der 1.500 angestellten des Landratsamtes tun nichts anderes als Vorschriften zu formulieren oder deren Umsetzung zu kontrollieren?

    Erforderlich für ein funktionierendes Gemeinwesen? Schwerlich!

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