Heute: 24. Nov, 2024

Der Schwarm, Serienkritik. Menschen die auf Bildschirme starren…

von
vor 2 Jahren

Wie schlimm ist der Schwarm? Wie hoch ist die loseability der Serie? Also ganz so schlimm wie vermutet oder befürchtet ist die super teure 40 Millionen Euro ZDF Serie nicht. Wenn 10 Top wäre (Beispiel: HBO Chernobyl) und 1 gruselig schlecht (Germany’s Next Top Model mit Heidi Kaulitz) dann würde so eine 4 ganz gut passen. Im Vergleich zu 1899 (Netflix)  könnte man sagen: Der Schwarm ist da dann doch noch einen Ticken besser. Ein Tickchen. Aber auch der Schwarm leidet an zeitgenösischen Modeproblemen. Es liegt weniger an der Regie – die ist soweit durchaus in Ordnung. Auch das Bild, ja selbst die Special Effects sind (meistens) ok. Gut der Tsunami in Frontalaufnahme 🙁 geschenkt. Es sind wirklich Dramaturgie und Drehbuch, die den Schwarm versenken. Das beginnt mit recht harmlosen Kleinigkeiten im Dialog in Folge1, zum Beispiel wenn ein Darsteller innerhalb kürzester Zeit mehrfach die prägnante Aussage trifft: „War ja klar!“ Das bleibt leider hängen und wirkt extrem dilettantisch. Hatte der Schauspieler einen Totalausfall im Text? Sollte vielleicht lustig wirken (hilflos).

Das Locationhopping ist ja bereits in der Buchvorlage gegeben verführt aber dazu alles nur anzureißen. Leider auch die Charaktere. Tiefe oder Entwicklung nicht vorhanden. Schlaglichter ohne nur den Hauch eine Beziehung als Zuschauer zu den Hauptpersonen herzustellen.

Das größte Defizit zeigt sich in Folge 3 – gegen Ende. Hier sehen wir eine Folge mit dem Untertitel „Menschen die betroffen auf Bildschirme starren“. Sowas sieht man auch im real life, wenn Aktienkurse fallen oder Banken pleite gehen. Diese Generation der Drehbuchschreiber verwechselt offensichtlich Betroffenheit (beim Zuschauer auslösen) mit Betroffenheit vorführen oder zeigen. Die gefühlt letzten 3 Minuten der dritten Folge des Schwarms sind geradezu lächerlich. Und zum Start von Folge 4 geht es so weiter.

Frage an Radio Eriwan: Wenn Krebse aus dem Meer zwei Menschen angreifen und die flüchten mit einem MOTORRAD (!) – wer ist schneller? Antwort: Klar die Krebse! – Weil die Flüchtenden nach etwa zwei Kilometern vom Motorrad fallen (Unfall aus PANIK – logisch die Krebse holten sicher auf!). Der Angriff der Killertomaten (1978) lieferte hier eine prima Vorlage – Klasse Vorbild.

Die Rollen an sich – zum Teil extrem grenzwertig: Barbara Sukowa als Oberwissenschaftlerin ist praktisch dauerhaft unmotiviert bockig, schlecht gelaunt und miesepetrig. Im Sinne von im Film notwendigen Konflikten ist sie immer dagegen – egal gegen was. Gähn – tolle Idee. Naja und dann haben wir da noch die notwendigen Hinweise auf unsere vielfältige Gesellschaft: Gut dass es da ein männliches und weibliches Homosexuellenpaar gibt. Das hat zwar keinerlei Bezug zur Handlung und ist so überflüssig wie der Hinweis auf Reissäcke in China in einer Dokumentation über Apollo 13, gehört aber wohl offensichtlich so zum Zeitgeist.

Und damit zum Schluss – Folge 8. Der – so scheint es –  muss mittlerweise erklärt werden. Moviepilot und andere spezielle Filmseiten fühlen sich genötigt das Ende „zu erklären“. Mannomann. Ich erkläre das so: Die rothaarige (Charlie) Nachwuchswissenschaftlerin opfert sich vermeintlich in 5000 Meter Tiefe für die YRR (das ist das Lebewesen (Einzellerkolonie) im Meer) um den Kontakt zur Menschheit herzustellen und … ÜBERLEBT (letzte Einstellung Charlie am Strand angespült: ja da ist der Cliffhanger für Staffel 2!). Ich stelle fest: Die Drehbuchautoren haben STAR TREK 2 – der Zorn des Khan solange angeschaut bis zwei Eckpunkte klar waren: Für das Schicksal von Vielen darf sich ein Einzelner (Spock) auch mal opfern. Und: Tot ist nicht tot (Star Trek 3 – Auf der Suche nach Mr. Spock). Fazit von Gaspard: Der Schwarm ist das Geld nicht wert, viele Köche (Produzenten) verderben tatsächlich auch guten Brei und Sløborn ist zwar die billigere Story aber dramaturgisch besser (zwar auch nicht endgeil – aber bei weitem nicht so überteuert und mit dieser Hybris an Anspruch.) Auch wenn man Frank Schätzing als Person nicht besonders mag: Das Buch und sein Autor haben diese eher dilettantische Umsetzung nicht verdient.

Schätzing 2004 zur Vorstellung von Der Schwarm

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