Einstimmig hat der Vorstand des Filmfestspielvereins beschlossen den „Weg freizumachen“. Für neue Konzepte, einen neuen Vorstand und überhaupt… Wer geht? Der erste Vorstand Tobias Meinhold, der Schriftführer und die Arbeitsmaus im Hintergrund Reinhard Brockof, die Pressesprecherin Daniela Göbel und der Kassier Dr. Steffen Mayer. Wer bleibt? Der zweite Vorstand Norbert Zeidler, aka Oberbürgermeister der Stadt, in der Regel von Dorothea Weing (Kulturamt) vertreten. Die kommenden Filmfestspiele werden die Beteiligten noch machen, am 15. November soll dann in einer Vereinsversammlung ein neuer Vorstand gewählt werden. Das ist rund zehn Tage nach den Filmfestspielen (2. – 5. November). Alles „safe“ versichert die aktuelle Pressemitteilung. Man habe die vorgesehene Vereinsversammlung die eigentlich jetzt im September hätte stattfinden sollen auf nach den Filmfestspielen verlegt um die Durchführung des Festes nicht zu gefährden. Die Schwäbische und Kollege Gerd Mägerle schreiben von einem Paukenschlag. Ist es einer? Wohl weniger, das war eigentlich abzusehen und auch überfällig. Wobei hier doch die Stadtverwaltung vielleicht eine wichtigere Rolle spielt als man zunächst glauben möchte. Ein wenig Historie:
Das Kind von Ex-Kinobesitzer und Filmmäzen Adrian Kutter war jahrzehntelang defizitär und Kutter steckte jährlich seit 1978 bis zu 20 000 DM in die Filmfestspiele. Um die Jahrtausendwende beschlossen Stadtverwaltung und gewichtige Bürger (auch Mitglieder der Werbegemeinschaft) einen Filmfestspielverein zu gründen. Kutter war das nie besonders geheuer, ein damals tätiger Mitarbeiter des Kulturamtes und der Vorstand des Vereins aus Leonberg waren der festen Überzeugung, dass sie selbst die Filmfestspiele mindestens genauso gut machen könnten wie der Erfinder Kutter selbst. Immer wieder war die Rede davon, dass nur die Telefonkartei von Adrian Kutter wichtig sei, um an die wichtigen Filmemacher ranzukommen… Man könnte ein wenig überspitzt formulieren, es war zumindest zeitweise sehr wohl im Interesse der Stadt Adrian Kutter zu entmachten und selbst etwas mehr Einfluss zu gewinnen.
Das zweite kulturelle Großereignis der Stadt nach dem Schützenfest schien zumindest dem Kulturamt und der Werbegemeinschaft (verkaufsoffener Sonntag) recht wichtig. Zum Abschied von Adrian Kutter 2018 als Intendant der Filmfestspiele berichten Insider davon, dass die Stadtverwaltung nicht unbedingt Ehefrau Helga Reichert als Nachfolgerin wünschte. Man sei da skeptisch gewesen. Kurzzeitig liebäugelte auch ein Mitarbeiter der Stadt wohl mit dem Posten. Reichert verstritt sich mit dem Verein während Corona und sie verlängerte Ihren Intendantenvertrag nicht. Es folgte Nathalie Arnegger 2021 und 2022. Arnegger bestellte für sich zusätzlich eine Kuratorin ein (wozu dann noch Intendantin?) die einen Großteil der eingereichten Filme sichtete. Auch diese Intendanz (mit Kuratorin) endete recht schnell: Eigentlich schon Ende 2022.
Und hier kommt nun die Biberacher Stadtverwaltung ins Spiel. Nachdem abzusehen war, dass die Zusammenarbeit mit der Intendantin so nicht weitergeht wäre es vielleicht Aufgabe der Stadtverwaltung gewesen ein Machtwort zu sprechen, klare Kante zu zeigen und auch was die Finanzierung angeht deutlich die Richtung vorzugeben. Nicht zuletzt dank Corona sind auch beim Filmfestverein die Kassen nicht gerade voll – darf man vermuten. Stattdessen beschäftigte die Intendantentrennung Verein und Stadtverwaltung bis Juli dieses Jahres. Dann Anfang August endlich eine Pressekonferenz. Auf Nachfrage wie es mit der Intendanz weitergeht die Antwort, die Stelle wird voraussichtlich ausgeschrieben (Weing).
Damit zurück in die Zukunft. Wer bitte aus dem Verein wird angesichts der Historie „Hier“ schreien und sich um den Vorstand prügeln? Am 15. November wird alles neu? Mitnichten. Entlastung des alten Vorstands, Aufstellung, Wahl und Inthronisation eines neuen… Ach ja und dann war da noch der Intendantenposten und eine Neuausrichtung und vielleicht Neukonzeption. Richtig und da war noch etwas mehr: Dr. Jörg Riedlbauer Kulturdezernent der Stadt Biberach verlässt den städtischen Dampfer im Februar. Ähm ob man also bis dahin überhaupt eine Entscheidung treffen sollte? Besser nicht, man will ja nicht vorgreifen. Sorry das ist ketzerisch, aber wenn hier weiter auf Zeit gespielt wird (auch und vor allem durch die Verwaltung) muss man ein tragisches Ende befürchten.