Erstmal wild alles einsparen. Besonders beliebt dabei: Das unselige Museum, die furchtbare Bildung, der gruselige Nahverkehr und diese ganze Schulbus-Subventionierung, wenn sie unter 3 Kilometern liegt… Gaspard erinnert sich noch gut an eine Gemeinderatssitzung im Oktober letzten Jahres: Da schrillten lauter Alarmglocken, Biberach – früher mal im wahrsten Sinne des Wortes Reichsstadt, mit Betonung auf Reich und stummen s – schien kurz vor der Insolvenz. Da hieß es man müsse hier mal gut aufräumen, die fetten Jahre seien vorbei. Viele liebgewonnene Dinge in der „Komfortzone“ müssten leider beschnitten werden. Gut – wir sprechen hier immer noch von einem „Pfeffersack“ von Kommune mit einem nicht heimlichen und stillen Vermögen von rund 300 Millionen Euro. Aber so die klare Aussage in besagter Sitzung 2023 – man wolle doch nicht an die Reserven gehen und deshalb – weil die Einnahmen schwinden – das Sicherheitsvermögen angreifen. Deshalb: Gürtel enger schnallen!
Und Schwupps wurde das liebgewonnene Bürger Tagesticket im ÖPNV gestrichen – Einsparungen im günstigsten Fall bis zu 300 000 Euro im Jahr, dann wurde beim Museum gekürzt – so rund um die 50 000.- Euro und nebenbei wurden dabei dort Nebenjobs weggespart – für manche Rentnerin nicht gerade toll. Wer braucht schon Bildung? Der kostenlose Eintritt ins Museum (Samstags war das oder?) – besser vergessen. Oh ja und ganz nebenbei sparte man da noch am Betriebsausflug, an der Mineralwasserversorgung im Baubetriebshof und auf der anderen Seite wurde dann doch noch die ein oder andere Stelle geschaffen, in den Tourismus investiert und ACHTUNG: Dann stellt man im Juni 2024 fest, dass alles ganz anders ist. Statt deutlich weniger ist auf einen Schlag deutlich mehr Geld in der Kasse. Da regnet es 60 Millionen Euro unerwarteter Gewerbesteuer in die Stadtkasse. UPPS. Überraschung.
Kollege und SchwäZ-Lokalchef Gerd Mägerle kommentiert das mit, „Jetzt bitte kein Wünsch Dir was!„ und bleibt vorbildlich verhalten. Sicher nicht falsch, aber man muss sich natürlich schon fragen über welche Beträge wir hier sprechen, und unbenommen ist das ein prima Segen für die bekannte Biberacher Bauwut: Sanierung hier und dort und allein fürs Pestalozzigymnasium sollen ja 47 Millionen Euro ausgegeben werden (Andere Städte bauen dafür Kathedralen – übertrieben, ich weiß) aber bitte und das mal in aller Deutlichkeit: „Bitte kein Wunschkonzert!“ Das gilt eben auch im Bereich Sanierung und Bau. Vielleicht sollte man erstmal – bevor man herumtönt, was man in den nächsten 10 Jahren alles machen will, die aktuellen Kürzungen wieder zurücknehmen und was für Bildung und Lebensqualität tun, für alle. Damit sollte sich der neue Gemeinderat gegen Ende dieses Monats mal auseinandersetzen.
Wir sprechen hier NICHT über Millionen, vielleicht über eine halbe Million, und dann wäre da noch sogar Luft für weitere Kulturangebote oder vielleicht auch günstigere Hallenpreise… Filmfestförderung? Und und und. Nein, das ist kein Wunschkonzert.
Und übrigens was die Baulust angeht: Ein Beispiel dafür wie nachhaltig diese Bauwut ist, zeigt sich am ZOB Klohaus: Einst Ende / Mitte der Neunziger ein Vorzeigeprojekt, für schlappe 300 000 DM gebaut und mit TamTam in Betrieb genommen, ist es seit mindestens 20 Jahren versifft, kaputt und zuletzt geschlossen und nur noch für Menschen mit Behinderung und Busfahrer zugänglich. Hinweis für „normale Bürger“: Nutzen sie die Bahnhofstoiletten. Und das ZOB Pisshäuschen soll irgendwann mal abgerissen werden. Tja das ist und war doch eine nachhaltige Investition!