Heute: 23. Nov, 2024

Ehemaliges Versteck für Nazi Verfolgte in der Biberacher Innenstadt soll platt gemacht werden.

von
vor 5 Monaten

Nun ist es nicht gerade jedem klar, welch merkwürdige Vergangenheit ein Gebäude auf dem ehemaligen Fiat – Autohaus Gelände Hepp hat. In einem Hinterhaus unterhalb der ehemaligen Vollmer Wohnung ist ein ehemaliger Schlafbereich von Nazi Flüchtlingen. Sie – die auf der Flucht vor den Verfolgern waren, auf dem Weg in die Schweiz – fanden dort für eine Nacht Unterschlupf: Angereist bei Nacht und Nebel, abgeholt von Flüchtlingshelfern am Warthausener Bahnhof in das Gebäude an der Mondstraße geschleust flohen sie dann am nächsten Tag weiter mit Lebensmitteltransport-LKW ab dem Viehmarktplatz in Richtung Schweiz. Dokumentiert ist das in einem ausgezeichneten Film von Tamara Gürsching und Valérie Lasserre. Der Film ist im Biberacher Museum vorrätig und wurde 1995 mit dem Bundesjugendfilmpreis ausgezeichnet.

Das Gelände gehört mittlerweile dem Bauunternehmen/Investor Manfred Löffler aus Hohentengen. Und wie die Schwäbische Zeitung ausführlich berichtet soll auf dem Gesamtgelände in Zuge einer „Innenstadtverdichtung“ – so nennt es Gerd Mägerle von der SchwäZ – ein vielstöckiges Wohnviertel gebaut werden. Ein wenig in der Tradition scheint es von „erfolgreichen“ Projekten wie Komm oder Porterhouse. „Vielleicht auch leicht an das Risscenter angelehnt?“, fragt Amelie Pachulke und lächelt leicht verschmitzt.

Mit der Nazi Vergangenheit hat es Biberach ja weniger. Also im Sinne von Gedenken oder auch Aufarbeitung. Ob nun sowas unbedingt erhaltenswert ist, sei dahingestellt, zumindest sollte man es mal ansprechen, was da verschwindet. Letztlich war das Gebäude auch Übernachtungsunterkunft für die größtenteils unfreiwilligen Arbeiter in der Waffenwerkstatt, die sich heute Biberkeller schimpft.

1 Comment

  1. Nun denn, noch schlimmer finde ich, dass das Pestalozzi Haus nebenan abgerissen werden soll sobald die Heizung (wurde noch nie erneuert) den Geist aufgibt. Bekannterweise war das ja auch mal die nsdap parteizentrale Biberachs. Das Haus wäre prädestiniert als Europahaus oder Haus der Demokratie, mit Dauerausstellungen NS in Biberach und die Sonderausstellung über die Heimatvertriebenen. Aber jetzt brauchen wir ja erstmal eine neue designerbeleuchtung für die grüne Brücke für 120000 Euro. Man muss einfach Schwerpunkte setzen im Städtle.

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