(Ein Beitrag von und mit Harry Haller)
Das gerissene oder gelöste Bändelchen des Schützenabzeichens stehe als Symbol. Zerrissenheit bleibt mein Gefühl. Schön war es allenthalben, dennoch dass der Faden abriss: War es geplante Obsoleszenz, bewusste Vergänglichkeit, um dem schnöden Mammon zu dienen, also den Festbesucher zu nötigen, um ein erneutes Abzeichen, wegen des Verlustes, zu erkaufen? Der Zweifel nagt.
Dann die allgegenwärtige Übermacht des Bayrischen. Zunächst – der Forensik halber – einige Beweisbilder aus dem Schützenleben:
Ja, wo simmer denn? Frage ich! Bayrische Raute in Vertretung der Kanzlerraute? Blauweiß statt blaugelb und hat eigentlich mal jemand den Betreibern erläutert, dass nicht alles was Festivität ist bayrisch sein muss? Selbst bei der Lederhose sei der Hinweis erlaubt: Die einzigen „vernünftig tragfähigen“ und aktuellen Lederhosen kauft man in Biberach bei Kolesch (nicht bei dem aufm Marktplatz sondern in der Bleicherstrasse). Und auch, was eine Riesenschaukel mit bayrischem Lebensgefühl zu tun hat erschließt sich mir nicht:
Griaß di – Neuschwäbische Alt-Jugendliche könnten das – wenig schwäbisch – in Fi** di! umdeuten. Zumindest gedanklich. Aber gut, als altes Hesse Kind mit unguten Gedankengängen bin ich vielleicht zu pingelig. Aber wie reklamiert Schützendirektor Fuchs sinngemäß: „Weniger Besucher und der Gigelberg macht Sorgen“. Ob das Festzelt fest bleibt? Wohl weniger. Ich stelle fest: Da ist wohl einfach das Konzept falsch. Ich bin kein Fachmann, aber wenn ich so im Weinzelt (nicht Bier- oder Festzelt) sitze und selbst da mein Gegenüber bebrüllen muss, um mich verständlich zu machen, weil die Umtz Umtz Musik aus dem „Festzelt“ so laut herüberschallt, erscheint mir es logisch das Festzelt weiträumig zu umlaufen. Auch die Masse der Foodtrucks ist wohl weniger umsatzfördernd für den Festzeltbetreiber. Überhaupt ist es doch so, dass die zunehmende Anzahl der Stände in Innenstadt und Strassen zum Gigelberg natürlich einen anstrengenden Weg zum Berg überflüssig erscheinen lassen. Gute Würste gibts auch in der Wielandstrasse. Und das Sitzen auf den Tribünen auf dem Marktplatz ist eben auch schön und oft kommunikativer als der Berglärm – billiger auch. Dass das Antrommeln auf dem Marktplatz stattfindet, der alte Ruheplatz auf dem Gigelberg mit Fahrgeschäften vollgepfropft ist – das alles macht den Berg nicht attraktiver. Es war nicht alles besser – früher. Aber manches eben auch nicht schlechter! Nachhaltig jedenfalls sieht nicht unbedingt so aus: