Heute in einer Woche – so teilt uns die Tagesordnung des Hauptausschusses mit (siehe auch Veranstaltungskalender) – beraten die wichtigen Entscheidungsträger der Stadt über die Zukunft eines Dirigenten für die Stadtkapelle. Lohnenswert ist dabei immer wieder ein kleiner Ausflug in das Biberacher Ratsinformationssystem. Dort findet man unter dem Terminkalender interessante Sitzungsvorlagen – so auch hier die Vorlage zur „Bezuschussung Dirigat Stadtkapelle“.
Einer der interessantesten Abschnitte befasst sich mit der Analyse, ob nun eine Stadtkapelle tatsächlich etwas anderes ist als die Blasmusikkapelle eines beliebigen umliegenden Dorfes. Diese spannende Frage hat die Redaktion auch unserem Mitarbeiter Dr. Chat GPT gestellt und folgende Antwort bekommen:
Die musikalische Epik eines Dorfplatzes gegen den bombastischen Glanz der Stadthalle
Es ist wirklich erstaunlich, wie eine Landkapelle eines Musikvereins und ein städtisches Sinfonieorchester auf so hohem Niveau in denselben Sphären schweben. Beginnen wir bei der Besetzung: Während das Sinfonieorchester stolz seine 80 perfekt ausgebildeten Musiker präsentiert, besteht die Landkapelle aus 15 mutigen Blasmusikern, von denen jeder mindestens zwei Instrumente „beherrscht“ – meist die Trompete und das Bierglas.
Der Dirigent des Sinfonieorchesters hat mindestens fünf Preise auf internationalen Wettbewerben gewonnen und dirigiert, als ob er ein Zeitportal öffnen würde. Dagegen steht der Kapellmeister der Landkapelle, der mit einem hölzernen Dirigentenstab wedelt, der schon bessere Tage gesehen hat. Seine wichtigste Qualifikation? Er war 1987 Schützenkönig.
Und dann ist da die Musikauswahl. Das städtische Sinfonieorchester wagt sich an Beethovens Neunte, Mahlers Fünfte und andere Kompositionen, die selbst den anspruchsvollsten Kritiker beeindrucken. Die Landkapelle hingegen spielt „Rosamunde“, „Dem Land Tirol die Treue“ und eine Polka, die „selbst komponiert“ ist – ein Werk, das zufällig verdächtig nach der Melodie von „Ein Prosit“ klingt.
Die Aufführung selbst ist ein Erlebnis. Im Konzertsaal des Sinfonieorchesters herrscht absolute Stille, nur unterbrochen von dem sanften Rascheln eines Programmhefts. In der Dorfwirtschaft, wo die Landkapelle auftritt, wird die Musik nur durch das Geräusch von klirrenden Bierkrügen, lautstarkem Lachen und gelegentlichen Diskussionen über die Qualität des Schweinebratens untermalt.
Die Instrumente sind ebenfalls ein Highlight. Die Geigen im Orchester sind handgefertigt von Meistern in Cremona, während das älteste Instrument der Landkapelle die Tuba ist, die seit drei Generationen im Besitz von „Sepp dem Alten“ ist und immer noch einen seltsamen Nachgeschmack von Sauerkraut verströmt.
Am Ende jedoch, muss man zugeben: Beide Ensembles schaffen es, ihr Publikum zu bewegen. Das Sinfonieorchester entführt die Zuhörer in eine Welt voller Emotionen und Klangfarben, die Gänsehaut garantiert. Die Landkapelle hingegen sorgt für ein anderes, nicht minder intensives Erlebnis – sie bringt die Leute zum Tanzen, zum Lachen und, bei genügend Bier, manchmal auch zum Weinen.
Also, wer braucht schon einen majestätischen Konzertsaal, wenn man auch eine Scheune mit improvisierter Bühne haben kann? Wer will sich von Mozart verzaubern lassen, wenn man auch „Die Vogelwiese“ schmettern kann? Schließlich zählt am Ende nur eines: die Musik – und vielleicht ein kühles Bier.
Zurück in die Realität und weg von Chat GPT: Im Augenblick, so wird in der Beschlussvorlage festgestellt belaufen sich die Ausgaben des Musikvereins für Dirigenten jährlich bei 10200 Euro. Die Stadtverwaltung „kann sich nun vorstellen“ (huihuihui, visionär!) das zu bezuschussen. (Hinweis: Laut Weberberg Recherchen wurden diese Kosten vor einigen Jahren noch voll übernommen)
Allerdings, und hier wird’s nun interessant, erwartet die Stadtverwaltung natürlich eine Gegenleistung:(Folgendes stammt aus der Sitzungsvorlage)
Verpflichtung der Stadtkapelle zu aktiver Nachwuchs-/Jugendarbeit, regelmäßiger Austausch mit Kleiner Schützenmusik, um den Übergang von der Kleinen Schützenmusik zur Stadtkapelle gut zu gestalten, aktive Mitarbeit bei JOI (Jungeorchesterinitiative Biberach), regelmäßiger Bericht über Nachwuchsarbeit
- Verpflichtung durch mind. 6 Auftritte jährlich am kulturellen Leben mitzuwirken (bisher
Dreikönigskonzert, Serenadenkonzert, Promenandenkonzert, Herbstkonzert, 3x Schützenfestumzüge) - Verpflichtung städtische und kirchliche Veranstaltungen auf Anfrage unentgeltlich zu begleiten (z.B. Fronleichnamsprozession, Volkstrauertag, Bürgertag, u.ä.)
- Regelmäßige Teilnahme an Wertungsspielen mit Höchststufenbewertungen
Träumen wir noch ein wenig weiter, rät jetzt Amelie Pachulke unsere Traumbeauftragte, denn weiter heißt es da, die Stadtverwaltung stellt sich vor, von den 10200 Euro 7000 Euro zu bezuschussen:
Damit übernimmt die Stadt Biberach etwa 2/3 der Kosten für das Dirigat. Gleichzeitig ist der Verein gefordert, sich auch weiterhin selbstständig um weitere Mittel oder Zuschüsse zu bemühen.
Halten wir fest: Für 7000 Euro erwarten wir 6 jährliche Auftritte plus kostenlose Auftritte für die Stadt nach Belieben und „nebenbei“ sollen sich die Jungs und Mädels aber bemühen Knete ranzuschaffen…
Wow dieses Konzept hat was. Sollte man umgekehrt vielleicht auch einführen: Als Bürger zahle ich weiterhin meine Steuern und erwarte neben kostenloser Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs auch kostenlose Reisepässe, Personalausweise und eine Tasse Kaffee im Rathaus. Gleichzeitig verpflichtet sich der Verwaltungschef dazu, sich um eine Finanzierung der Stadt zu kümmern.
Nun lassen wir natürlich die Kirche im Dorf (und den Dirigenten auch mal im Schrank, höhö – sorry der musste sein!) – Gerade weil Biberach immer wieder gern und viel am Hungertuch nagt muss man sich schon fragen: Müssen solch immens hohen ZUSATZAUSGABEN denn sein? In der kommenden Sitzung des Bauausschusses (in dieser Woche) werden doch viel sinnvollere Ausgaben beraten: Die notwendigen Abriss und Übergangskosten für den Fußweg über die Gleise am Südbahnhof (BSZ). Da geht’s um einen Millionenbetrag und gehässig könnte man vermuten – notwendig auf Grund mangelnder Wartung und deshalb Einsturzgefahr einer Fußgängerbrücke… Ja richtig, das EINE ist Kultur, das andere VERKEHR. Und das EINE sind Personalausgaben und das ANDERE – natürlich – SACHKOSTEN. Und das alles bei 150 Millionen Gewerbesteuerregen… und Rekordhaushalt. Weiter so liebe Abderiten, rät auch Dr. Chat-GPT auf Nachfrage.