Heute: 12. März, 2025

Fastenpredigt Robin Halle – auf dem Bussen.

Symbolbild: Journalist als Prediger (Chat GPT)
von
vor 2 Tagen

Tatsächlich überraschend selbstkritisch und durchaus lesenswert, was Robin Halle in seiner Bussenpredigt erläutert. Halle, ursprünglich mal Sportredakteur bei „Bild“, dann beim Biberacher Wochenblatt, anschließend beim Info (heute Südfinder) und letztlich mittlerweile Mitglied der Chefredaktion der Schwäbischen Zeitung befasste sich als Gastprediger in der Bussenkirche mit dem Thema „Welche Nachrichten sind wichtig – und welche nicht?“

Hier die Predigt als Ganzes nachzulesen.

Auch wenn es eine Reihe von Punkten gibt, zu denen man durchaus eine ganz andere Meinung haben kann ist die Predigt nicht nur spannend im Sinne der verdeutlichten Standpunkte sondern auch erhellend was gewisse Praktiken der Schwäbischen Zeitung angeht. Da ist zum Beispiel das Monitoring der Lesegewohnheiten der Leser durch die SchwäZ. Der Quotenwahn ist offensichtlich auch bei der Schwäbischen Zeitung angekommen. Halle berichtet, dass der Leser beobachtet wird, dank Kilkaya – einer Software. Dass die Webseite des Verlages in Ravensburg sehr viel tracked (nachverfolgt, was der Leser macht), war und ist der Weberberg Technikredaktion schon länger klar, und wir sehen das relativ kritisch. Wir – bei Weberberg – tracken nicht und deshalb findet auch bei uns keine cookies Abfrage statt. Tragisch, wenn es letztlich nur noch um Leserzahlen und Erfolg geht. So erschafft man Bubbles also auch Meinungsblasen. Wenn Halle dann an die Unterzeile der SchwäZ erinnert, woran man sich gebunden fühlt, „Unabhängige Zeitung für christliche Kultur und Politik“, bekommt das angesichts dieser „Überwachungspraktik“ einen leicht faden Beigeschmack.

Auch die Aussage, dass nur schlechte Nachrichten für Journalisten gute Nachrichten seien, darf man durchaus kritisch betrachten. Ein mittlerweile leider verstorbener Freund von Gaspard, Detlef Berentzen, seines Zeichens mal Geschäftsführer der TAZ gewesen und Hörfunk und Fernsehschaffender schuf als Gegenpol um 2007 seinen Webblog „Good Newz“. Und tatsächlich setzten wir uns hier mehrfach mit diesem Thema auseinander. Letztlich, so möchte ich festhalten, ist das nicht richtig, dass nur schlechte Nachrichten für Journalisten gute (auflagensteigernde) Nachrichten sind. Entscheidend ist der Gesprächswert und der kann, und ist, unabhängig davon, ob es sich um gute oder schlechte Nachrichten handelt. Und zusätzlich sollte man sich immer auch die Frage stellen, in wie weit eine Nachricht überhaupt eine Bedeutung oder einen „Mehrwert“ für den Zuschauer, Leser etc. hat. Letztlich konditioniert man diesen durch seine Arbeit auch. Oder stumpft ihn ab. Würde ein Leser nur auf negative Nachrichten anspringen, dürften positiv orientierte Medien absolut nicht erfolgreich sein. Ein – vielleicht etwas merkwürdiges- Beispiel Zeitschriften wie die Apotheken Umschau (erfolgreichste Zeitschrift in Deutschland mit über 9 Millionen Auflage) oder ADAC Motorwelt (über 4 Millionen) sind sicher nicht deshalb so erfolgreich, weil da dauernd schlechte Nachrichten verbreitet werden. Eine Übersicht der Zeitschriftenauflagen belegt eher, dass Service und praktischer Nutzen für Leser wichtig sind. Nun sind Zeitschriften keine Zeitungen – aber dennoch könnte das zu denken geben. Vielleicht auch Robin Halle oder der SchwäZ im Allgemeinen.

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