Heute: 31. März, 2025

Kommentar zur (Jugend-)Kulturförderung

von
vor 5 Tagen

Zur Entscheidung des Gemeinderates, das diesjährige Free Flow Festival mit 53000 Euro zu bezuschussen. – Wohlgemerkt, das ist keine Ausfallbürgschaft!

Wenn man es wie SchwäZ Redakteurin Tanja Bosch sieht darf man hoffen: Dank 53 000 Euro Zuschuss zum Free Flow Festival bei dem immerhin 6500 Zuschauer letztes Jahr dabei waren, ist endlich was für Jugendliche geboten. So wird das Festival pro Person mit rund 8 Euro gesponsert. 120 ehrenamtliche Helfer haben viel geleistet und leisten noch viel. Positiv betrachtet dürfen nun auch andere Zielgruppen wieder hoffen: BIs zu 10 Euro Zuschuss pro Besucher könnte man sich auch im Museum wieder vorstellen, in der Stadtbücherei im Stadtteilhaus Gaisental und natürlich bei den Biberacher Filmfestspielen, da leisten Ehrenamtliche auch einiges. Gut die sind ja auch älter und Film ist ja vor allem was für richtige Erwachsene und 100 000 Euro könnten da schon drin sein. Für Erwachsene, also Leute deutlich über 30. Dann wäre natürlich noch das ehrenamtliche Engagement anderer anzuführen, Leute die sich wohl momentan eher mit Brandschutz und Statikern auseinanderzusetzen haben und noch keine echten Besucherzahlen aufweisen können, im Übrigen aber auch ehrenamtlich unterwegs sind. Gut, dass dem Gemeinderat plötzlich die Jugendkultur so wichtig geworden ist, da darf man auch hoffen, dass Diskotheken wie das „Take five“ am Schadenhof nicht mehr über plötzlich notwendige Stellplätze für Autos stolpern werden und das Nachtleben belebt werden kann. Gut, das ist vielleicht natürlich auch schon eher interessant für die Geriatrieabteilung der Stadtbevölkerung… Einige von denen kennen übrigens tatsächlich auch Max Giesinger oder Juli.

Man könnte aber natürlich auch böswillig die Gemeinderatsentscheidung als Schlag ins Gesicht jedes Kulturschaffenden sehen. Könnte man. So wirkt die Entscheidung so, als ob es tatsächlich davon abhängt, wer da Unterstützung will. Und wer da um Geld frägt. Sind im Verein genügend gutsituierte Angehörige mit guten Kontakten fällt es einem Gemeinderat offensichtlich leichter Zuschüsse zu geben – auch mal in ungeahnter Höhe. Unwillkürlich fragt man – völlig losgelöst – werden Jugendkunstschulprojekte und (aktuelle) Abdera-Aktionen, Jazzclub und andere Konzerte für – auch für Jugendliche – ähnlich gut unterstützt? Nicht jeder Jugendliche steht auf Max Giesinger, Juli oder speziell das Angebot des Free Flow Festivals. Wurde eigentlich die Club Nacht (vor rund zwei Wochen) in der Innenstadt auch so unterstützt? Man möchte es hoffen. Und dann natürlich noch die Frage, macht ein Free Flow Festival eine halbtote Innenstadt für Jugendliche plötzlich so attraktiv, dass die wieder gerne hier leben? Jauchzen da plötzlich auch die Herzen der Hochschulstudenten und geben die deshalb ihr Heimschläfertum auf? Man weiß es nicht. Ersetzen Zuschüsse eigentlich Visionen und Jugendkulturpolitik? Also echte Jugendkulturpolitik, nicht Lückenfüllerei und notwendige Reaktionspolitik, wie Streetworking, Kontaktladen oder das sich ranhängen an bestehende Strukturen. Ein Schelm der da Böses denkt und glaubt nur verbandelte Beziehungen garantieren entsprechende Zuschüsse. Wehe dem der da in Ungnade fällt und mit Musikern daherkommt die altbackene Namen haben, mögen sie auch Pink Floyd heißen. Die mag eh keiner!

2 Comments

  1. Ich freue mich für die Macher des free flow. Für alle, die sich schon quasi ein Leben lang in unserer Stadt kulturell engagieren, sind solche Beträge schon der Hammer. Es wäre hier an der Zeit dass die neue Kultursezernentin sich auch mit anderen Kulturschaffenden zusammensetzt und hört wo der Schuh drückt. Wenn man weiß mit welchen Beträgen Veranstaltungen wie Rondellkonzerte oder Musiknacht gefördert werden, die ja auch grosse Gruppen von Bürgern ansprechen, dann wird man schon nachdenklich. Aber vielleicht muss ich einfach akzeptieren, dass ich bezüglich meiner kulturellen Neigungen hier in Biberach zur lost Generation gehöre. Its only Rockn Roll, but I like it. Rock on! Viele Grüße, Aja Gratz

Schreibe einen Kommentar