Heute: 25. Apr., 2025

Depot sucht 199 neue Mitarbeiter und macht in Biberach dicht.

Alternative Geschäftsideen sind gefragt (Chat GPT)
von
vor 1 Tag

Auf der Webseite des Innenraumgestalters DEPOT werden aktuell 199 Stellen angeboten. Dass es der Kette nicht gut geht und reihenweise Läden zugemacht wurden und werden ist allerdings bekannt. Nun trifft es auch die Filiale am Biberacher Marktplatz, berichtet die Schwäbische Zeitung exklusiv.

Und damit platzt auf gewisse Weise mal wieder ein Belebungstraum aus der Immoecke. Was war das vor Jahren eine Diskussion? Als das Haus renoviert wurde hieß es da komme ein weiteres ganz tolles Bekleidungsgeschäft rein, die Eisdiele müsse vielleicht auch weg, die Pizzeria Roter Ochsen wurde Geschichte und nach längerem hin und her kam dann die Innenausstattungskette DEPOT an den Marktplatz. Halten wir kurz inne und fest, Stand der Dinge ist, dass diverse Läden dort entweder wirklich leer stehen oder aber irgendwie nur bei „Bedarf“ zugänglich sind.

Bei der Ex Bäckerei Zoll tut sich scheinbar nichts, Targo Bank und Raiffeissenbank (Ex Südwestbank) sind quasi nur nach Voranmeldung betretbar und nicht gerade Laufkundschaftfreundlich und Belebungsbringer. Susada Massage macht dicht, DEPOT schließt Ende Mai.

Zwar sind die Ansätze der Werbegemeinschaft und der Bibercard unter der Fahne „Frühlingszauber“ (kostet das nicht sogar 99 Euro für die mitmachenden Mitglieder?) ganz nett, aber offensichtlich wenig erfolgreich, um das Sterben und auch Veröden zu stoppen oder zu verhindern. Man darf sich schon fragen, ob der Verkauf und das Aufstellen eines Marktstandes außerhalb der Markttage, ein aufgestellter Lautsprecher mit Musikbeschallung vor dem Schimpanski und Blümchenverkauf wirklich was bringen, um eine Innenstadt zu retten. Oder besser den Einzelhandel zu retten. Belebt ist der Marktplatz an sonnigen Tagen ohnehin und das Vinotheum zeigt: Solche Angebote werden offenbar angenommen auch ohne Holzfigurenverkauf oder Pflänzchen im Topf. Dass der Musikfrühling funktioniert und jetzt unter dem neuen Label „Frühlingszauber“ läuft – interessant. Da kann man nur hoffen, dass die Musiker jetzt auch durch den Zauber etwas mehr Zuwendung erhalten. Jahrelang gab es „a Wuscht“ und „ebbes zum drinka“.

Möglicherweise sind zwei Faktoren wichtiger als reine Bespassungsmaßnahmen: Der Mietpreis und der Zustand der jeweiligen Immobilie (siehe Ex-Zoll, aber auch andere Leerstände zum Beispiel in der Hindenburgstrasse, Bürgerturmstrasse etc.) und natürlich das Angebot selbst. Einerseits beschleicht einen das Gefühl, dass es außer Dönerläden, Bekleidungsgeschäften und leeren Bankfilialen praktisch kaum mehr was anderes gibt – okay Brillengeschäfte! Andererseits setzen außergewöhnliche Geschäfte und Geschäftsideen auch einen gewissen Mut voraus. Auch den Mut mal günstiger zu vermieten und sich auf was einzulassen. Ob das neue Uhrengeschäft in der Hindenburgstrasse auf Dauer der Burner wird – man wird sehen, immerhin, das ist was Neues und vielleicht visionär. Ein positives Beispiel im Sinne von wirklich was Neues wagen.

Interessanterweise greifen auf dem Verpachtungsmarkt oder Mietmarkt die dauernd gepriesenen und gebetsmühlenartig vorgetragenen Marktgesetze nicht. Bei Überfluss sinken die Preise und alles wird günstiger. Nein, bei leerstehenden Geschäften ist das nicht so. Warum auch? So ein Leerstand schimmelt ja nicht. Ähm – oder doch? Könnte sein. Altes Indianersprichwort:

Wenn dann auch noch das letzte Ladengeschäft in sich zusammenstürzt und verrottet ist, werdet ihr merken dass man Innenstädte allein durch Kasperletheater und Fototapeten im Schaufenster nicht beleben kann.

Wobei dieser Hinweis weniger die Werbegemeinschaft und die Bibercardträger betrifft, eher die Eigentümer und Verwalter.

2 Comments

  1. In „Belebung“ steckt das Wort „Leben“. Das, was da lebt sind in Wirklichkeit Menschen. Um die sollte es gehen.

    Die zentrale Frage heißt: „Warum gehe ich auf den Marktplatz oder in die Innenstadt?“, oder besser „Warum sollten Menschen auf den Marktplatz oder in die Innenstadt gehen?“

    Sicher nicht, um über „Kundenstopper“ vor Modehäusern zu stolpern, sondern weil es für Menschen attraktiv ist. Attraktiv für Kunden, Gäste, Spaziergänger, Flaneure, Genießer und Müßiggänger, alles Menschen.

    Es geht eben nicht um die Interessen von Vermietern, der Verwaltung der Stadt und noch weniger geht es um die Ziele von Einzelhändlern.

    Der Blickwinkel macht den Unterschied, auch im wohlhabenden Biberach.

    • Na ja, in Biberach soll man ja nicht auf den Marktplatz gehen, sondern (zumindest auf den halben Teil davon) fahren. Und das tun ja auch viele. Ob sie dann halten und kaufen sei dahingestellt. Für die gewünschten Flanierer, erst recht wenn diese zB einen Rollator benutzen, ist es dann sehr schwierig diesen Teil des Marktplatzes zu queren. Lärm ,Abgase, Gehupe (ich amüsier mich immer am Holzmarkt, bevor ich dann wieder flüchte) machen dies alles nicht unbedingt attraktiver. Aber, das Thema hat so einen Bart dass es eigentlich müßig ist darüber zu sprechen.

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