Heute: 08. Mai, 2025

Biberacher Filmfestspielverein sucht neuen Vorstand

Urania Kino um 2000 (Foto: Uli Stöckle)
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vor 1 Tag

In Biberach liebt man Schubladen und auch irgendwie dauernd wiederkehrende Routinen. Da könnte man jetzt natürlich mal wieder Wieland heraufbeschwören, muss man aber nicht. Eine gern bediente Schublade ist die Schublade, „man könnte es doch um vieles besser machen…“ – Tja könnte man vielleicht, aber man selber kann oder tut es eben nicht besser. Manches Mal erwischt es einen dann doch und es stellt sich raus, man macht es nicht schlecht, aber eben auch nicht um Klassen besser und man stolpert über gleiche oder ähnliche Stolperfallen wie der oder die VorgängerInnen.

Nun möchte ich erstmal festhalten: Die Filmfestspiele im vergangen Jahr waren gut und das Programm hat gefallen – zumindest mir. Gleichzeitig aber der Hinweis, dass das nun aber auch nicht exorbitant anders oder grandios glamouröser gewesen wäre, als in den vergangenen zwanzig Jahren. Was war das für ein Hickhack im Vorlauf über schreckliche Vorstände oder gruselige IntendantInnen der vergangenen Jahre. Mal ganz nüchtern betrachtet und (natürlich in Gaspards Stil völlig überzogen): Adrian Kutter, nach Ansicht vieler im Verein und der Stadt hat der natürlich ganz viel falsch gemacht, sowohl als Intendant als auch Gründer – da war man sich im Kulturamt anno dunnemals schnell sicher. Mit einem Filmfestverein sollte natürlich alles besser werden. Nun war Dieter Michael Last aus Leonberg als erster Vorstand schon vielen ein wenig suspekt: Der Mann mit Hut und Werbefachmann mischte die ersten Jahre kräftig die Karten. Sympathisch ging anders und die Kluft zwischen Intendanz und Vereinsvorstand begann zu wachsen. Salopp gesagt, der Verein wusste immer alles besser, und vor allem hätte der Verein – natürlich – alles viel besser organisiert. Dass das dem Gründer nicht besonders gefiel dürfte auch jedem uninteressierten Leser sofort klar sein.

Dass ein Vereinsvorstand ein gerüttelt Maß an Rampensaumentalität mitbringen muss und ein Stück Geltungsbedürfnis hat, ist wohl selbstverständlich. Sagen wir so: Die Aufenthaltsqualität in der Vereinschefetage setzt einen langen Atem voraus. Schon um 2008 wusste auch der damalige Intendant, dass er um Gottes Willen sein Adress- und Telefonbüchlein der Filmschaffenden besser in einem Tresor liegen lies. Gerüchten zu Folge hieß es im Vereinsvorstand, „wenn ich das Büchlein des Intendanten hätte, bei mir würde alles besser laufen…“ (Gaspards Fieberphantasie?). Das ist Geschichte.

Im Lauf der Jahre wurde nach Dieter Michael Last, Werner Krug und dann Tobias Meinhold als Filmfestvereinsvorstände verschlissen. Und damit nicht genug, nach Adrians Rückzug (da hat sicher der ein oder andere insgeheim gejubelt und auf ein Adressbuch gehofft) wurden an der Front dann Helga Reichert und Nathalie Arnegger als Intendanten beschädigt, ob nun eigenverschuldet oder verjagt spielt dabei keine Rolle.

Grundsätzlich war eigentlich immer die Tendenz zu hören: Jetzt aber wird alles besser und toller. Ein Neuanfang ist angesagt. Also seit etwa 2018, seit Kutter die Intendanz abgab, sind mindestens drei Neuanfänge zu verzeichnen, zum Einen durch Intendantenwechsel, zum Anderen durch neue Vorstände. Nun fällt Harald Heigel nach einer Filmfestsaison aus gesundheitlichen Gründen aus und ein weiterer Vorstandswechsel steht an. Und damit endlich zum Punkt:

Müsste man sich nun, nach rund 20 Jahren Filmfestverein, nicht mal irgendwie fragen, ob das Konstrukt vielleicht falsch ist? Ist ein Verein hier überhaupt die richtige Plattform? Vereine sind geprägt durch Alphatierchen und Geltungsbedürfnis, was nicht unbedingt schlecht sein muss. Praktisch in jedem Verein gibt es Mitglieder die immer wissen, wie es besser gehen müsste, was wiederum dem Klima nicht gerade zuträglich ist. Es gibt auch haftungsrechtlich das Problem, dass ein Vereinsvorstand persönlich die Verantwortung trägt. Bei einem Filmfest mit einem Gesamtvolumenumsatz von geschätzt etwa 350.000 Euro ist das nicht von Pappe. Da die Stadt mit ihrem zweiten Vorstandsposten (OB Norbert Zeidler, vertreten durch Dorothea Weing) mit dabei ist, könnte man sagen: Halb so wild. Ist es aber nicht. Schon vor einigen Jahren wurde die Schützendirektion (ursprünglich nicht mal als eingetragener sondern sozusagen als loser Verein gesetzt) in eine Stiftung überführt. Massive Querelen und Besserwissereien gab es dort allerdings nicht im Vorfeld, denn in die Schützendirektion konnte Otto Normal Verbraucher nicht einfach so eintreten, dort wurde man immer schon aus bestehendem Kreise berufen. Dennoch ein interessantes Beispiel, denn beim Schützenfest waren es vor allem auch verwaltungstechnische, finanzielle und haftungstechnische Gründe umzufirmieren.

Möglicherweise sollte man den Filmfestverein in einen reinen Förderverein umwandeln und darüber eine gewöhnliche gGmbH installieren. Mit einem(r) Geschäftsführer(in) und ggf. mit einem(r) Assistenten(in) plus Intendanz. Das würde möglicherweise einiges klären und vereinfachen und in mehrerer Hinsicht Ruhe in die Fahrgewässer bringen. Schließlich wärs sicher auch für die Filmemacher durchsichtiger und eindeutiger. Und die Konkurrenz schläft nicht: Ulm soll demnächst ein internationales Filmfestival bekommen, das hat zumindest Kollege Paolo Percocco auf Radio Donau 3 FM schon mal verkündet.

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