Nun ist der Biberacher per se ja nicht leicht zufriedenzustellen. Auch wenn die Schwäbische Zeitung des Öfteren hier über die Stadtsanierung lobhudelt und manches zwar nicht schön getrunken, aber schön geredet wird: Zum Beispiel Saumarkt oder auch Schadenhof – gelegentlich auch mal die „blaue Lagune“ am Kesselplatz (Manche nennen es auch „Spielplatz“).
Das jüngste Stück (Amelie Pachulke, Redaktionswachhündin, riet davon ab, es „Husarenstück“ zu nennen) Biberacher Verschönerungsphobie steht nun in voller Pracht in Sichtweite des Büros des Oberbürgermeisters und der Webcam der Stadt auf dem Marktplatz. Touristen könnten den Marktbrunnen, gefüllt mit bestem Biberacher Wunderwasser, glatt für ein Nichtschwimmerbecken des neuen Freibades halten. Sozusagen eine Zweigstelle in der Diaspora – (Diaspora? komischer Vergleich!) aber gut. Also der aufgebrachte Lack im „Schwimmbecken“ des Trinkwassergefäßes mag Freunde des Plastikgeschirres oder Chemiestudenten in den Erstsemestern begeistern, eher natürlich angelegte Gemüter der Generation „Bio“ bekommen unwillkürlich Brechreiz. Gesund kann das doch nicht sein. Unwillkürlich taucht die Frage auf: Ist das Biberacher Trinkwasser eventuell mit Salz- oder Schwefelsäure versetzt, dass der Stein des Brunnens vor Beschädigung geschützt werden muss?

Vor allem gab es immerhin mehrere Bürger die versuchten im Bauamt Schlimmes noch zu verhindern: Bei der „Renovierung“ (also der Versiegelung des Brunnens) erblickte kurzfristig ein schönes Natursteinmuster das Tageslicht. Anträge an das Refugium Menth wurden allerdings nicht angenommen und die Bürger, die sich für eine Befreiung von Naturstein einsetzten, wurden abgewiesen. Verständlich, zu viel Schönheit kann auch verstören. Nun, der Marktbrunnen, hässlich wie selten, dürfte für einige Zeit neuen Gesprächsstoff in der Stadt bieten.
Das ist doch eine klassische Aufforderung an jeden jungen Bansky