Dual war bis Ende der Siebziger DER Plattenspielerhersteller. Qualität wie eine schwarzwälder Kuckucksuhr aus St. Georgen. Handgeschöpft möchte man sagen, was natürlich Blödsinn ist, handgemacht trifft es dann eher. Ende der Siebziger geriet Dual ein wenig ins Abseits: Zunehmend übernahmen Japaner die Marktführung und nicht zuletzt setzte Technics (Matsushita) mit dem 1210er bei Diskjockeys mit dem Direktantrieb völlig neue Maßstäbe. Der gesetzte Mitfuffziger mit Hifi Anlage kaufte zwar noch gern Schwarzwaldqualität mit Vollautomatik, der Nachwuchs aber drückte sich die Nase platt an Schaufenstern mit Direktantrieb, Quarzsteuerung und Stroboskop. Matsushita (heute Panasonic genannt) war vergleichsweise günstig und ließ schon damals fast vollautomatisch bauen. Dual verkannte die Entwicklung und war zu langsam. Die ersten Pleiten folgten. Im Lauf der Zeit blieb erstmal nur die Marke „Dual“. Die Schallplatte war out, dann seit etwa 10 Jahren wurde die Platte zunehmend Luxussymbol und Designobjekt, die Absatzzahlen steigen, selbst der Müllermarkt hatte jetzt vor Weihnachten einen „Schallplattenmarkt“. Zuletzt hatte eine Firma aus Landsberg am Lech die Marke „Dual“ gekauft – produziert wurde im Schwarzwald bei der Firma Alfred Fehrenbacher (St. Georgen). Der Schallplattenretroboom ist das Eine. Schallplattenspieler das Andere. Dass Plattenspieler heute nur selten gekauft werden verwundert wenig. Und wenn dann aus anderen Gründen als früher. Heute ist ein Plattenspieler mehr denn je ein Statussymbol mit Designcharakter. Alte Haudegen und Säcke wie Gaspard schwören sowieso auf Plattenspieler der Jahrgänge 1980 bis maximal 1984. Die sind größtenteils unverwüstlich und für Ewigkeiten gebaut. Wer einen solchen Spieler hat braucht lebenslang meist keinen mehr. Schlechte Karten für Plattenspielerhersteller. Auch DUAL Plattenspieler aus dieser Zeit muss man nicht ersetzen. Allenfalls mal neu schmieren oder einen Riemen wechseln. Nun also insolvent, mal wieder. Leider. Dennoch, die Plattenspieler gibt es noch zu kaufen, man sucht einen neuen Investor und hofft aufs Überleben der Marke. Seit November läuft das Verfahren. Schon im April war aber der eigentliche Hersteller Fehrenbach in St. Georgen insolvent. Die Produktionslizenzen waren abgelaufen. Mit Sicherheit wäre der endgültige Tod von Dual schade: Vor allem im Vergleich zu „Project“ (Konkurrenzhersteller) wäre es ein Verlust. Andererseits – wer braucht noch wirklich neue Plattenspieler?